Verwischte Grenzen zwischen Deutschland und Brasilien, zwischen Liedern und Reisen, zwischen den Jahren.
Diese Reise beginnt in Deutschland, genauer im Weserbergland, in Hameln, auf dem Fahrrad neben meinem besten Freund und seiner Frage: „Hast Du nicht Lust in ’ner Band zu singen?“ Großartige Sangeskunsterfahrung hatte ich nicht wirklich. Trotzdem war ich natürlich ohne lang zu überlegen dabei. Wir sind inmitten der 90’er Jahre, und in einer Band zu spielen – sogar auch noch singen zu dürfen – war mit Abstand das Spannendste was ich mir damals hätte erträumen können. Pearl Jam, Alice in Chains und die Black Crowes trugen uns zu unseren ersten eigenen Songs. Geschrieben wurden sie in unserem Proberaum, der langsam aber sicher zu unserem zweiten Zuhause wurde – wobei Proberaum hier eher untertrieben ist. Wir hatten eine komplette Etage in einem Bauernhaus vor Hamelns Stadttoren ganz für uns alleine. Bandnamen und Bandbesetzungen wechselten. Freundschaften hielten. Mit c*clay spielten wir unseren Südstaaten-Rock quer durch Deutschlands Clublandschaft. Von Johnny’s Rock House über die MTV Campus Invasion bis zum Orange Blossom Special Festival hatten wir einen mindestens abwechslungsreichen Mix an Bühnen, auf denen wir spielen durften. Das Studium rief, und gemeinsame Zeit wurde knapp. Die Wege trennten sich, doch getrennte Wege wurden es nicht. „Nichts steht fest“. Zusammen mit alten Bandfreunden und meinem Bruder Christian schrieb ich weiter Songs – zum ersten Mal mit deutschen Texten. A&R fand sie „geschmäcklerisch voll auf der sicheren Seite“, „wirklich ansprechend“, „sehr gut“ und wollte „dran bleiben“. Es kam zu einem Bruch: An seinem 25. Geburtstag verstarb mein Bandfreund und Seelenbruder. Zusammen mit ihm hatte ich meinen ersten Song geschrieben. Meine letzten Songs schrieb ich für ihn. Der Kreis schloss sich mit „Was bleibt“ und „Federleicht“. Im Jahr 2006 kamen die beiden zusammen mit den anderen Songs im Umzugskoffer über den Atlantik nach Brasilien. Dort verweilten sie. Nie wirklich vergessen, aber immer weniger präsent. Die Liebe und das Reisen in Brasilien rückten in den Vordergrund. Zwischen den Jahren wuchs die Neugier – an einem dieser Tage, die ihren ganz eigenen Rhythmus haben. Es war eine Neugier auf ein musikalisches Spiegelbild meines Lebens hier in Brasilien. Als nicht verlorene Wurzeln ließen sich meine deutschen Texte auf neue Arrangements und brasilianische Rhythmen ein. Zwischen den Jahren treffen sie sich und spielen Bossa Nova, Xote, Samba-Rock und Afoxé…